Arbeitsgerichtsbarkeit im Arbeitsrecht: Alles was Sie wissen müssen.
Einführung in die Arbeitsgerichtsbarkeit
Was ist die Arbeitsgerichtsbarkeit?
Die Arbeitsgerichtsbarkeit ist ein eigenes Gerichtssystem, das speziell für arbeitsrechtliche Streitigkeiten geschaffen wurde. Sie unterscheidet sich in Struktur und Verfahren von der allgemeinen Zivilgerichtsbarkeit, um den Besonderheiten des Arbeitsrechts gerecht zu werden.
Warum gibt es eine eigene Gerichtsbarkeit für Arbeitsrecht?
Arbeitsrechtliche Konflikte betreffen oft persönliche und existenzielle Fragen wie Arbeitsplatzsicherheit oder finanzielle Absicherung. Eine spezialisierte Gerichtsbarkeit gewährleistet, dass solche Themen schnell und mit dem nötigen Fachwissen behandelt werden.
Aufbau der Arbeitsgerichtsbarkeit in Deutschland
Die drei Instanzen
Das System der Arbeitsgerichtsbarkeit umfasst drei Instanzen, die für unterschiedliche Verfahrensschritte zuständig sind.
Arbeitsgerichte (Erstinstanz)
Die Arbeitsgerichte sind die erste Anlaufstelle für Streitigkeiten. Sie entscheiden über Kündigungen, Lohnforderungen oder Konflikte um Arbeitszeugnisse.
Landesarbeitsgerichte (Berufungsinstanz)
Gegen Urteile der Arbeitsgerichte kann Berufung eingelegt werden. Die Landesarbeitsgerichte überprüfen die Entscheidungen der ersten Instanz auf Rechts- und Tatsachenfehler.
Bundesarbeitsgericht (Revisionsinstanz)
Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt ist die höchste Instanz und entscheidet über grundlegende arbeitsrechtliche Fragen. Eine Revision ist jedoch nur bei grundsätzlicher Bedeutung des Falles möglich.
Zuständigkeiten der Arbeitsgerichte
Streitigkeiten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern
Die Arbeitsgerichte klären Konflikte wie Kündigungsschutzklagen, Ansprüche auf Abfindungen oder Streit um Überstundenvergütung.
Zuständigkeit bei Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen
Auch kollektivrechtliche Fragen, wie die Auslegung von Tarifverträgen, fallen in den Zuständigkeitsbereich der Arbeitsgerichtsbarkeit.
Besondere Zuständigkeiten der Arbeitsgerichte
Neben Individualstreitigkeiten behandeln die Gerichte auch Fälle, die Betriebsräte oder Gewerkschaften betreffen.
Ablauf eines arbeitsgerichtlichen Verfahrens
Die Klageerhebung
Ein Verfahren beginnt mit der Einreichung einer Klage beim zuständigen Arbeitsgericht. Wichtig ist, dass Fristen, wie die Drei-Wochen-Frist bei Kündigungen, eingehalten werden.
Gütetermin und Vergleichsmöglichkeiten
Im Gütetermin wird versucht, eine einvernehmliche Lösung zwischen den Parteien zu finden. Etwa 60 % der Fälle werden hier durch Vergleiche abgeschlossen.
Kammertermin und Entscheidung
Kommt es zu keiner Einigung, folgt der Kammertermin. Das Gericht fällt hier eine Entscheidung, die für beide Parteien bindend ist.
Besondere Merkmale der Arbeitsgerichtsbarkeit
Unterschied zur Zivilgerichtsbarkeit
Das Verfahren ist einfacher und schneller als in der allgemeinen Zivilgerichtsbarkeit. Zudem wird Wert auf eine einvernehmliche Lösung gelegt.
Laienrichter und ihre Rolle
An den Verfahren nehmen neben Berufsrichtern auch Laienrichter teil. Sie kommen aus den Reihen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern und bringen Praxiswissen ein.
Kostenregelungen im Arbeitsgerichtsverfahren
In der ersten Instanz trägt jede Partei ihre eigenen Anwaltskosten, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens. Dies soll den Zugang zum Recht erleichtern.
Fünf häufige Fragen zur Arbeitsgerichtsbarkeit
Wer trägt die Kosten eines Arbeitsgerichtsverfahrens?
In der ersten Instanz trägt jede Partei ihre eigenen Anwaltskosten. Gerichtskosten werden in der Regel vom Verlierer übernommen.
Welche Fristen gelten für eine Klage vor dem Arbeitsgericht?
Bei Kündigungen muss die Klage innerhalb von drei Wochen nach Zugang der Kündigung eingereicht werden.
Kann ich ohne Anwalt vor dem Arbeitsgericht auftreten?
Ja, in der ersten Instanz ist keine anwaltliche Vertretung erforderlich. Dennoch kann ein Anwalt den Erfolg Ihrer Klage erheblich steigern.
Was passiert, wenn ich den Prozess verliere?
Sie können in Berufung gehen, sofern die Voraussetzungen erfüllt sind. Ansonsten tragen Sie die Gerichtskosten und Ihre eigenen Anwaltskosten.
Wie lange dauert ein Arbeitsgerichtsverfahren?
Die Dauer variiert. Ein Gütetermin erfolgt meist innerhalb weniger Wochen, während ein Kammertermin mehrere Monate dauern kann.
Fünf Fallbeispiele aus der Praxis
Fall 1: Unwirksame Kündigung und die Klage auf Wiedereinstellung
Ein Arbeitnehmer klagte gegen seine Kündigung und erreichte eine Wiedereinstellung mit Nachzahlung seines Gehalts.
Fall 2: Streit um eine ausstehende Abfindung
Eine Abfindung wurde vom Arbeitgeber verweigert. Nach dem Kammertermin erhielt der Arbeitnehmer die geforderte Summe.
Fall 3: Konflikt um ein fehlerhaftes Arbeitszeugnis
Ein fehlerhaftes Arbeitszeugnis wurde durch das Arbeitsgericht korrigiert, um dem Arbeitnehmer bessere Bewerbungschancen zu ermöglichen.
Fall 4: Tarifvertragliche Auseinandersetzungen
Eine Gewerkschaft klagte erfolgreich gegen eine fehlerhafte Umsetzung eines Tarifvertrags.
Fall 5: Diskriminierung am Arbeitsplatz
Ein Fall von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts wurde durch eine Entschädigung für den Arbeitnehmer gelöst.
Die Arbeitsgerichtsbarkeit bietet Arbeitnehmern und Arbeitgebern eine faire Plattform, um Konflikte zu klären. Ihre Besonderheiten, wie der Fokus auf schnelle und einvernehmliche Lösungen, machen sie zu einem zentralen Bestandteil des Arbeitsrechts in Deutschland.
FAQs zur Arbeitsgerichtsbarkeit
Was unterscheidet ein Gütetermin von einem Kammertermin?
Der Gütetermin dient der Einigung, während im Kammertermin eine gerichtliche Entscheidung getroffen wird.
Ist eine Berufung gegen jedes Urteil möglich?
Nein, Berufungen sind nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig, etwa bei Rechtsfehlern oder grundsätzlicher Bedeutung.
Wie unterscheiden sich Laienrichter von Berufsrichtern?
Laienrichter bringen praktische Erfahrung aus der Arbeitswelt ein und vertreten die Perspektive von Arbeitnehmern oder Arbeitgebern.
Kann ich bei einer Niederlage vor dem Arbeitsgericht weitere Schritte einleiten?
Ja, Berufung oder Revision sind möglich, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind.
Welche Alternativen gibt es zur Klage vor dem Arbeitsgericht?
Mediation oder außergerichtliche Einigungen können schnelle und kostengünstige Alternativen sein.
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