Verkehrssicherungspflicht im Arbeitsrecht: Alles was Sie wissen müssen.

Was bedeutet die Verkehrssicherungspflicht und wie sind Sie rechtlich abgesichert?

Die Verkehrssicherungspflicht betrifft uns alle – als Grundstücksbesitzer, Arbeitgeber, Veranstalter oder sogar als Vermieter. Doch was steckt genau dahinter? Welche Verantwortung hat derjenige, der für ein Gebäude, ein Grundstück oder eine Veranstaltung verantwortlich ist, und wann muss er für Unfälle haften? In diesem Artikel erfahren Sie, was es bedeutet, seiner Verkehrssicherungspflicht nachzukommen, welche Maßnahmen erforderlich sind und wie Sie sich rechtlich absichern können.

Was versteht man unter Verkehrssicherungspflicht?

Die Verkehrssicherungspflicht ist eine gesetzliche Verpflichtung, Gefahrenquellen zu erkennen und abzusichern, um Unfälle oder Schäden für andere Personen zu vermeiden. Wer eine Sache besitzt, betreibt oder verwaltet, muss sicherstellen, dass andere Personen diese ohne Gefahr nutzen können. So muss ein Ladenbesitzer dafür sorgen, dass Kunden auf dem Boden nicht ausrutschen können, oder ein Vermieter sicherstellen, dass keine losen Dachziegel herunterfallen.

Die Verkehrssicherungspflicht ist dabei nicht explizit in einem einzigen Gesetz verankert, sondern ergibt sich aus den allgemeinen Vorschriften des deutschen Zivilrechts. Besonders relevant ist dabei § 823 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB), der besagt, dass derjenige, der die Sicherheit nicht gewährleistet und dadurch Dritte schädigt, zum Schadenersatz verpflichtet ist.

Welche Bereiche betrifft die Verkehrssicherungspflicht?

Die Verkehrssicherungspflicht greift in den verschiedensten Bereichen des Lebens. Sie betrifft nicht nur öffentliche Räume, sondern auch private Grundstücke und Räume, Arbeitsplätze und sogar Sport- und Freizeitveranstaltungen. Wer also Grundstücke besitzt, Gebäude betreibt oder Verkehrseinrichtungen betreut, trägt Verantwortung für die Sicherheit der Personen, die diese Bereiche nutzen.

Verkehrssicherungspflicht im öffentlichen Raum

Im öffentlichen Raum obliegt die Verkehrssicherungspflicht oft den Städten und Gemeinden. Sie müssen dafür sorgen, dass öffentliche Wege, Straßen und Plätze sicher begehbar sind. Dazu gehört das regelmäßige Beseitigen von Schnee und Eis im Winter oder das Entfernen von Stolperfallen wie losen Gehwegplatten.

Verkehrssicherungspflicht auf privaten Grundstücken

Auch auf privatem Grund besteht die Verkehrssicherungspflicht. Immobilienbesitzer müssen sicherstellen, dass Besucher und Passanten sich gefahrlos auf ihrem Grundstück bewegen können. Dazu gehört beispielsweise die Absicherung von Treppen und Eingängen oder die Beleuchtung von Wegen. Im Winter sind Grundstückseigentümer zudem verpflichtet, Schnee zu räumen und Streumittel auszulegen, um Unfälle zu verhindern.

Verkehrssicherungspflicht für Arbeitgeber

Arbeitgeber müssen ebenfalls dafür sorgen, dass der Arbeitsplatz sicher ist. Dies betrifft nicht nur die Maschinen und Werkzeuge, die die Mitarbeiter nutzen, sondern auch die bauliche Sicherheit des Betriebsgebäudes. Arbeitgeber sind verpflichtet, Gefahrenpotenziale zu erkennen und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um das Unfallrisiko zu minimieren.

Verkehrssicherungspflicht bei Veranstaltungen

Wer eine Veranstaltung organisiert, ist ebenfalls verkehrssicherungspflichtig. Veranstalter müssen sicherstellen, dass die Besucher sicher durch die Räumlichkeiten geleitet werden und keine Gefahrenquellen bestehen, etwa durch überfüllte Fluchtwege oder unsichere Bühnenaufbauten. Auch hier ist eine sorgfältige Vorbereitung entscheidend, um Unfälle und Haftungsansprüche zu vermeiden.

Wie wird die Verkehrssicherungspflicht rechtlich geprüft?

Ob eine Verkehrssicherungspflicht tatsächlich verletzt wurde, wird im Schadensfall gerichtlich geprüft. Dabei untersuchen Gerichte verschiedene Faktoren, um festzustellen, ob der Pflichtige seiner Verantwortung gerecht geworden ist oder ob Fahrlässigkeit vorliegt.

Maßstab der Zumutbarkeit

Bei der Verkehrssicherungspflicht geht es nicht darum, jede erdenkliche Gefahr auszuschließen, sondern nur solche, die bei zumutbarem Aufwand verhindert werden können. Die Rechtsprechung fordert also eine „angemessene Sorgfalt“. Das bedeutet: Gefahren, die erkennbar und mit verhältnismäßigem Aufwand zu beseitigen sind, müssen behoben werden. Beispielsweise muss ein Gebäudeeigentümer nicht jede lose Fliese sofort austauschen, aber auffällig gefährliche Stellen sollte er schnellstmöglich sichern.

Abwägung der Verantwortlichkeiten

Gerichte wägen oft ab, ob und wie stark ein Schaden für den Verantwortlichen vorhersehbar war. Wenn beispielsweise eine Treppe stark frequentiert und offensichtlich beschädigt ist, wird erwartet, dass diese Stelle unverzüglich gesichert wird. Je größer die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich jemand verletzen könnte, desto dringlicher ist die Pflicht zur Sicherung.

Welche Maßnahmen gehören zur Verkehrssicherungspflicht?

Um der Verkehrssicherungspflicht nachzukommen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die Verantwortliche regelmäßig umsetzen sollten. Die wichtigsten Maßnahmen umfassen das Erkennen, Bewerten und Beseitigen von Gefahrenquellen.

Regelmäßige Inspektion und Wartung

Gefahrenquellen können nur erkannt werden, wenn die betreffenden Bereiche regelmäßig kontrolliert werden. Regelmäßige Inspektionen und Wartungsarbeiten sind daher ein wesentlicher Bestandteil der Verkehrssicherung. Ein Unternehmen sollte beispielsweise regelmäßig seine Sicherheitsvorkehrungen am Gebäude prüfen, um sicherzustellen, dass keine neuen Risiken entstanden sind.

Warnhinweise und Absicherungen

Falls es nicht möglich ist, eine Gefahrenquelle sofort zu beseitigen, sollten klare Warnhinweise angebracht werden. Ein Beispiel hierfür wäre das Aufstellen von Schildern auf einem nassen Boden oder das Absperren einer Baustelle. Diese Maßnahmen helfen, Personen auf die Gefahrenquelle aufmerksam zu machen und somit das Risiko zu minimieren.

Schnee- und Eisbeseitigung im Winter

Besonders im Winter ist die Pflicht zur Schnee- und Eisbeseitigung wichtig. Grundstückseigentümer und Kommunen sind verpflichtet, gefährliche Bereiche zu streuen und den Schnee regelmäßig zu räumen. Dabei ist zu beachten, dass das Schneeräumen und Streuen meist morgens erfolgen muss, bevor viele Menschen unterwegs sind.

Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen

Wer eine größere Veranstaltung plant, sollte frühzeitig ein Sicherheitskonzept erstellen. Dieses umfasst Fluchtwege, Notausgänge, Brandschutzmaßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen für Notfälle. Veranstalter sollten bei der Planung auch mit der Feuerwehr und Sicherheitsbehörden zusammenarbeiten, um alle Eventualitäten abzudecken.

Haftungsfragen bei der Verkehrssicherungspflicht

Wenn es zu einem Unfall kommt, weil die Verkehrssicherungspflicht vernachlässigt wurde, stellt sich die Frage der Haftung. Die verletzte Person hat das Recht, Schadenersatz zu verlangen, wenn nachweisbar ist, dass eine Pflichtverletzung vorlag.

Schadenersatz und Schmerzensgeld

Eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht kann für den Verantwortlichen teuer werden. Wenn eine Person auf einem schlecht beleuchteten Weg stürzt oder auf einer ungesicherten Treppe ausrutscht, kann sie Schadenersatz und Schmerzensgeld fordern. Das Gericht entscheidet dann, in welchem Umfang der Verantwortliche für die entstandenen Schäden aufkommen muss.

Beweislast und Dokumentation

Die Beweislast liegt dabei oft beim Geschädigten, der nachweisen muss, dass eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht vorlag und dass diese den Unfall verursacht hat. Um sich abzusichern, ist es für Grundstückseigentümer und Verantwortliche hilfreich, alle Maßnahmen zur Verkehrssicherung genau zu dokumentieren, etwa durch Protokolle oder Fotobeweise. Eine regelmäßige Dokumentation von Wartungen und Sicherheitsmaßnahmen kann im Streitfall entlastend wirken.

Verkehrssicherungspflicht im Mietrecht und bei Hausverwaltungen

Auch Vermieter und Hausverwaltungen tragen eine Verkehrssicherungspflicht. Sie müssen sicherstellen, dass Mieter und Besucher sich gefahrlos auf dem Grundstück bewegen können. Typische Bereiche, die der Kontrolle und Wartung bedürfen, sind Treppenhäuser, Eingangsbereiche, Flure und Außenanlagen.

Verkehrssicherungspflicht bei gemeinschaftlich genutzten Anlagen

In Mehrfamilienhäusern oder Wohnanlagen fallen Gemeinschaftsflächen wie Treppenhäuser, Aufzüge und Grünflächen oft unter die Verantwortung der Hausverwaltung oder des Eigentümers. Besonders in Wintermonaten ist darauf zu achten, dass alle Zugänge sicher und frei von Eis und Schnee sind.

Rechte und Pflichten der Mieter

Auch Mieter sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Zwar liegt die primäre Verkehrssicherungspflicht bei Vermieter und Hausverwaltung, dennoch können Mieter bei kleinen Mängeln und Gefahrenquellen selbst handeln, etwa indem sie vorübergehend warnen oder kleinere Gefahrenstellen melden.

Fazit: Der Pflicht zur Verkehrssicherung gewissenhaft nachkommen

Die Verkehrssicherungspflicht ist ein zentraler Bestandteil der Verantwortung für Grundstücksbesitzer, Arbeitgeber, Veranstalter und Hausverwaltungen. Sie stellt sicher, dass gefährliche Zustände frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor es zu Unfällen kommt. Wer regelmäßig überprüft, Sicherheitsmaßnahmen einhält und Maßnahmen dokumentiert, schützt nicht nur die Allgemeinheit, sondern kann im Ernstfall auch rechtlich entlastet werden.


FAQs zur Verkehrssicherungspflicht

Wer trägt die Verkehrssicherungspflicht im öffentlichen Raum?
Die Verkehrssicherungspflicht im öffentlichen Raum obliegt meist den Städten und Gemeinden. Sie sind verantwortlich für die Instandhaltung und Pflege von Straßen, Gehwegen und öffentlichen Plätzen.

Welche Pflichten hat ein Vermieter im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht?
Ein Vermieter muss sicherstellen, dass alle gemeinschaftlich genutzten Bereiche sicher sind. Dazu gehören Eingänge, Treppenhäuser, Flure und die Außenanlagen. Er muss Gefahrenquellen beseitigen und sicherstellen, dass beispielsweise im Winter geräumt und gestreut wird.

Was passiert, wenn die Verkehrssicherungspflicht verletzt wird?
Eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht kann zu Haftungsansprüchen führen. Betroffene Personen können Schadensersatz und Schmerzensgeld verlangen, wenn nachweisbar ist, dass ein Unfall durch eine Pflichtverletzung verursacht wurde.

Welche Dokumentation ist für die Verkehrssicherung sinnvoll?
Regelmäßige Kontrollen und durchgeführte Maßnahmen sollten schriftlich festgehalten werden. Das Dokumentieren von Inspektionen, Wartungen und durchgeführten Sicherheitsmaßnahmen kann im Streitfall helfen, die Einhaltung der Pflicht zu belegen.

Wie oft sollten Wartungen durchgeführt werden?
Die Häufigkeit hängt von der Art des Objekts und der Nutzung ab. Verkehrsreiche Bereiche sollten häufiger kontrolliert werden als weniger genutzte, besonders wenn bekannte Gefahrenquellen vorhanden sind, wie witterungsabhängige Flächen im Außenbereich.


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