
In der Online-Ausgabe der FAZ (hier der Link zum Beitrag in der FAZ-Online) wird über eine Studie der Jenaer Ernst-Abbe-Hochschule berichtet. Sie hat sich des Themas angenommen und kommt zu dem Ergebnis, dass das klassische Arbeitszeugnis ausgedient hat und man radikal umdenken sollte. Kann man das wirklich so sehen?
Nach unserer Erfahrung, und wir machen das Geschäft schon sehr lange, ist der Wahrheitsgehalt von Zeugnissen immer mit großer Vorsicht zu genießen. Dies wissen auch Personalverantwortliche und die anderen Führungskräfte, die sich mit der Einstellung von Mitarbeitern beschäftigen.
Jeder weiß, dass Zeugnisse immer mit Vorsicht zu lesen sind
Macht es also vor diesem Hintergrund Sinn, sich um das Arbeitszeugnis am Ende eines Arbeitsverhältnisses zu streiten? Macht es eventuell sogar Sinn, ein gutes Arbeitszeugnis einzuklagen? Immer wieder wird uns nämlich im Rahmen unserer Tätigkeit als Fachanwälte für Arbeitsrecht die Frage gestellt, ob sich es lohnt, um ein schlechtes beziehungsweise für ein gutes Arbeitszeugnis zu streiten.
Hierüber haben wir mit der Outplacement Beraterin und langjährig erfahrenen Personalleiterin Anke Hopp gesprochen:

Outplacment-Beraterin Anke Hopp
Axel Pöppel: Wie wichtig sind Arbeitszeugnisse heute noch bei der Bewerbung um einen neuen Arbeitsplatz?
Anke Hopp: Das Thema Zeugnisse ist noch nicht tod, wie vielfach behauptet wird. Gerade bei Fach- und Führungskräften wird sehr genau geschaut, wie individuell es geschrieben wurde. Ein Zeugnis aus einem Zeugnisgenerator sollte niemand akzeptieren! Das Zeugnis formt das Bild, welches sich Personaler und Führungskräfte machen, die eine Person einladen. Wir brauchen hier ein durchgängiges Bild über alle Ebenen!
Wieviel Wahrheit steckt im Arbeitszeugnis?
AP: Sind nicht am Ende alle Arbeitszeugnisse falsch und teils schlicht gelogen?
AH: Nein, natürlich muss ein Zeugnis wohlwollend geschrieben sein. Aber man erkennt aus guten Zeugnissen sehr wohl die Vorteile des Mitarbeiters heraus, wenn es gut gemacht ist. Und dies gilt wie immer im Leben: es gibt für Jeden den passenden Job und nur weil ich vielleicht bei meinem alten Arbeitgeber nicht so gut zurecht gekommen bin, heißt es nicht, dass ich ein grundsätzlich schlechter Mitarbeiter bin.
AP: Worauf kommt es denn bei einem guten Arbeitszeugnis an?
AH: Ein Arbeitszeugnis ist dann gut, wenn es die Person gut wiederspiegelt und sehr individuell geschrieben ist. Selbstverständlich hat es keine Rechtschreib- oder Orthografie-Fehler. Auch die Absätze sollten inhaltlich schlüssig miteinander verbunden und stehen nicht allein sondern bilden eine Einheit.
AP: Worauf sollte man noch achten?

RA Axel Pöppel
AH: Ein Zeugnis sollte lesbar und verstehbar sein, da es ja kein Insider liest sondern die nächste Firma. Es sollte klar strukturiert sein in einen Aufgabenteil und einen Beschreibungsteil und man muss klar die Bezeichnung und den Inhalt der Stelle erkennen. Wichtig sind auch Besonderheiten oder Projekte, die den Bewerber interessant machen.
AP: Gibt es nicht zuviel sehr gute Zeugnisse?
AH: Ich finde ja es gibt zu viele schlecht geschriebene Zeugnisse! Ich sehe oft Zeugnisse, die nicht zum Kandidaten passen oder auch wirklich Fehler haben und die Menschen nicht darauf geachtet haben, als sie das Zeugnis bekommen haben. Da hatte es vielleicht keine Wichtigkeit, aber jetzt wird es gebraucht und auf die Frage: warum nehmen Sie ein fehlerhaftes Zeugnis an? Gibt es keine wirklich gute Antwort
Wie entstehen wirklich gute Zeugnisse?
AP: Sollte man das Zeugnis selber schreiben oder sich professionelle Hilfe holen?
AH: Ein Personalprofi hat einen ganz anderen Blick auf die Formulierungen und wie Dinge wirken. Am besten ist es sie produzieren es in einer gemeinsamen Arbeit, da die Hilfe wahrscheinlich nicht mit Ihnen zusammengearbeitet hat, benötigt man den Input hier.
AP: Was halten Sie von Internet Portalen, die Zeugnisse erzeugen?
AH: Die Passung auf die Person kann man so nicht erzeugen. Die Menschen, die dann die Zeugnisse durchsehen, kennen die Person ja gar nicht. Dann wird es doch wieder nur ein Einheitszeugnis.
Wie steht es mit Geheimcodes in Zeugnissen?
AP: Wie verhindere ich, dass der Arbeitgeber über Geheimcodes schlechtes reinschreibt?
AH: Lassen Sie das Zeugnis gerne durch einen Profi scannen, der mit Ihnen die entscheidenden Passagen durchgeht und erklärt was dahinter steht.

Arbeitszeugnisse/ Bild: Unsplash.com/ Art Lasovsky
AP: Warum gibt es überhaupt noch diese Art von Zeugnissen in Deutschland, andere Länder gehen damit ganz anders um?
AH: Wir haben halt gerne einen Beweis für Fähigkeiten. Das Auswahlverfahren hat insgesamt eine sehr schlechte Validität und das Thema Sicherheit bei der Entscheidung in Deutschland immer noch eine große Bedeutung. Allerdings ist das wohl eher eine Schein-Sicherheit!
AP: Wie sieht die Zukunft aus im Thema Zeugnisse?
AH: Ich denke wir werden mehr auf das Thema Referenzen gehen, welche nicht von der Personalabteilung sondern vom direkten Vorgesetzten geschrieben wird. Aber auch hier ist professionelles Schreiben wichtig und nicht jeder kann und möchte das.
Es verbleibt der dringende Rat, das Arbeitszeugnis nicht als Allheilmittel zu betrachten, aber es ernst zu nehmen und der Tipp, das Zeugnis im Rahmen der Beendigung des Arbeitsverhältnisses mitzuregeln. So kann man als Arbeitnehmer ganz sicher sein am Ende ein wirklich gutes Zeugnis in Händen zu halten.
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