Die geheimen Zeugnis-Codes

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Immer wieder hören und lesen wir von geheimen Zeugnis-Codes. Mandanten kommen zu uns mit einem an sich ordentlichen Zeugnis und haben im Internet gelesen, dass die eine oder andere Formulierung angeblich nach dem geheimen Zeugnis-Code bedeuten würde, dieser Mitarbeiter ist ein Arschloch.

Dabei muss man verschiedene Dinge unterscheiden.

Verschiedene Arbeitgeber – Verschiedene Zeugnisse

Es gibt tatsächlich bestimmte Umschreibungen, die allgemein bekannt sind und regelmäßig genutzt werden bzw. werden. So zum Beispiel der Hinweis auf Engagement zu Gunsten der Kollegen oder der Einsatz für die Interessen der Kollegen. Dies ist ein sicherer Hinweis auf eine Betriebsratstätigkeit.

Und weil praktisch jeder diese Art von Formulierung kennt, wird sie auch nicht mehr benutzt.

Viel häufiger sind allerdings Fälle, in denen ein Arbeitgeber tatsächlich ein wirklich gutes Zeugnis ausstellen wollte und aus Versehen die eine oder andere kritische Formulierung verwendet hat.

Kleine und mittlere Unternehmen nutzen selten geheime Zeugnis-Codes

Diese Fälle erleben wir insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen, die Inhaber geführt sind.

Und diese Gruppe an Unternehmen und Unternehmern sind die Mehrheit in Deutschland.

Hier muss man vor einem bösen, wutschnaubenden Anruf oder Brief möglicherweise jetzt einmal kurz und freundlich anrufen und den Aussteller des Zeugnisses über die tatsächliche Bedeutung der gewählten Formulierung informieren.

Die Erfahrung lehrt, dass die meisten Arbeitgeber eben gerade nicht mit den Zeugniscodes vertraut sind.

Zeugnisse aus dem Baukasten

Eine zweite Gruppe von Zeugnissen kommt aus internationalen Unternehmen. Dort werden tatsächlich immer wieder Zeugnisse aus dem Baukasten verwendet. Teilweise basieren diese sogar auf Betriebsvereinbarungen.

Es gibt in diesen fällen immer wieder festgelegte Abläufe, wie ein Zwischenzeugnis oder Endzeugnis zu Stande kommen muss. Der Hintergrund für eine solche Vorgehensweise ist, dass die Unternehmen ein Interesse daran haben, ein einheitliches Bild bei den erteilten Zeugnissen abzugeben.

Das bedeutet aber nicht zwingend, dass alle Zeugnisse aus dem Baukasten angemessen oder richtig sein müssen. Es bedeutet nur, dass diese auf einem einheitlichen System basieren. Und dann gibt es noch die dritte Gruppe von Unternehmen, in der tatsächlich qualifizierte Personaler auch wirklich die eine oder andere versteckte Formulierung in einem Zeugnis unterbringen.

Die geheimen Zeugnis-Codes/ Bild: Unsplash.com/ Markus Spiske

Hier sollte man auf der Hut sein und trotz aller Unvoreingenommenheit das Zeugnis auf mögliche Zeugniscodes prüfen. 

Insgesamt haben Unternehmen und Unternehmer allerdings inzwischen verstanden, dass das Zeugnis eine wichtige Visitenkarte des Unternehmens im Geschäftsverkehr ist.

Ein Arbeitszeugnis muss grundsätzlich wohlwollend formuliert, aber auch wahr sein. Der Arbeitgeber darf somit keine offene Kritik im Arbeitszeugnis üben.

Aus Sicht vieler Arbeitgeber eine geradezu unmögliche Aufgabe. Deshalb hat sich eine eigene Zeugnissprache entwickelt, die seit Jahren immer wieder für Streitigkeiten vor deutschen Arbeitsgerichten sorgen. Denn auch verschlüsselte, negative Botschaften sind im Arbeitszeugnis verboten.

Was für den Arbeitnehmer zunächst nett und wohlwollend klingt, beinhaltet tatsächlich oft herbe Kritik des Arbeitgebers, nur eben verschlüsselt in bestimmten Formulierungen.

Für Arbeitnehmer ist es nicht immer leicht solche doppeldeutigen Formulierungen zu erkennen.
Wer vom Arbeitgeber ein qualifiziertes Arbeitszeugnis erhält, sollte dies Satz für Satz genau überprüfen.

Klassische Bewertungen angeleht an die Schulnoten

Die Beurteilungen des Arbeitgebers im Zeugnis lassen sich meist in entsprechende Schulnoten aufschlüsseln.

Das klassischste Beispiel dafür ist die Formel: „Er/Sie erfüllte seine/ihre Aufgaben

  • Note 1: stets zur vollsten Zufriedenheit
  • Note 2: zur vollsten/stets zur vollen Zufriedenheit
  • Note 3: zur vollen Zufriedenheit
  • Note 4: zur Zufriedenheit
  • Note 5: im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit
  • Note 6: Er/Sie hat sich bemüht.

Für den Arbeitnehmer lassen sich zwar Unterschiede in den Wertungen erkennen, meist ist es für den Arbeitnehmer allerdings schwierig die genauen Wertungsunterschiede aus den Formulierungen zu erkennen.

Häufig enthalten Formulierungen jedoch nicht nur bestimmte Bewertungen, sondern gleich eine ganz andere Bedeutung.


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Beispiele für versteckte Formulierungen

So steht die Formulierung „Sie war tüchtig und wusste sich gut zu verkaufen.“ Für eine unangenehme Mitarbeiterin, der es an Kooperationsbereitschaft mangelte.

Taucht im Arbeitszeugnis die Formulierung „Er zeigte stets Engagement für Arbeitnehmerinteressen außerhalb der Firma.“ auf, so möchte der Arbeitgeber damit sagen, dass der Arbeitnehmer an Streiks teilgenommen hat.

Wer im Arbeitszeugnis die Formulierung „Er zeigte stets Engagement für Arbeitnehmerinteressen innerhalb der Firma“ vorfindet, war Mitglied im Betriebsrat.

Wünscht der Arbeitgeber einem zum Schluss alles Gute, insbesondere Erfolg, dann meint der Arbeitgeber damit, dass der Arbeitnehmer keinen Erfolg im Arbeitsverhältnis hatte.

Nahezu jeder Satz im Arbeitszeugnis hat heute eine versteckte Bedeutung, sei sie positiv oder negativ. Arbeitnehmer sollten deshalb qualifizierte Arbeitszeugnisse Satz für Satz überprüfen. Häufig enthalten jedoch nicht nur die „verschlüsselten“ Formulierungen eine Wertung, sondern auch der Aufbau des Zeugnisses selbst.

Wird beispielsweise unwichtiges besonders oft betont (zum Beispiel, dass der Mitarbeiter stets höfliche Umfangsformen pflegte), so zeigt dies, dass der Mitarbeiter sonst über keine positiven Qualifikationen verfügte.

Mitarbeiter sollten allerdings auch darauf achten, was nicht im Zeugnis erwähnt wird. Fehlen wesentliche Tätigkeiten und deren Bewertung, so stellt auch dies eine unterschwellige negative Bewertung seitens des Arbeitgebers dar.

Bei Unklarheiten sollten Arbeitnehmer einen Fachanwalt für Arbeitsrecht aufsuchen, denn gegen zu Unrecht negativ formulierte Arbeitszeugnisse kann der Arbeitnehmer vorgehen und ein neues, tatsächlich wohlwollend formuliertes Arbeitszeugnis, einklagen.

Beispiele für versteckte Formulierungen/ Bild: Unsplash.com/ Drew Graham


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